Monte Carlo PRESSETEXT

Monte Carlo Revue
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Wahrnehmung ist selektiv. Die Ausschnitte, die aus der unendlichen
Fülle aller Informationen ausgewählt werden, sind subjektiv,
ebenso deren Auslegung und Tradierung.
Es ereignen sich Transformationsprozesse von Auswahl und Ergänzung.
Was passiert, wenn diese Prozesse zum Thema künstlerischen Schaffens werden?
Und was, wenn das Ergebnis, das Werk, wiederum der Ausgangspunkt
der Auseinandersetzung anderer wird, die eben dieses Prinzip anwenden?

In der Ausstellung Monte Carlo wird das Arbeitsprinzip der Künstlerin
Kathrin Sehl zum Ausstellungskonzept. Die Arbeiten von Kathrin Sehl (Jahrgang 1974)
entstehen in medialen Abbildungs- und Transformationsprozessen.
Ausgangspunkt kann ein Fresko von Piero della Francesca, das Empire State Building,
ein Kinoplakat von Hans Hillmann, die Faltanleitung für Architekturpläne
oder der Fotoschnappschuss bei einem Autotransport nach Luzern sein.
Kathrin Sehls Methode führt vom Objekt in die Zeichnung, die eingeladen
in den Computer erneut transformiert wird, vom Foto auf die Leinwand.
Sie durchläuft dabei Prozesse von Reduktion, Überlagerung, Hinzufügen, Verdichtung,
Verschiebung. Es kommt zu Setzungen, Zwischenstufen, die wiederum zum
Ausgangspunkt neuer Auseinandersetzung werden.
Sie verfolgt mit dieser Methode verschiedene Anliegen. In ihren Arbeiten,
die sie ausgehend von Filmplakaten entwickelt hat, thematisiert sie Abnutzungen,
die durch wiederholtes Falten entstanden sind, und den damit verbundenen
Informationsverlust. In den Bildern vom Empire State Building gibt Kathrin Sehl die
Dreidimensionalität der Architektur auf. Sie lagert die in der Abzeichnung entstandenen
Umrisslinien auf großformatigen Leinwänden neben- und übereinander.
Die Mehrdimensionalität der Architektur wird in die Fläche hinein ausgefaltet.
Die zeitliche Abfolge des Schauens legt sie in die Gleichzeitigkeit. Die Verdichtung
verschiedener Informationen bewirkt die Auflösung des Ausgangsobjekts.

Die Kunsthistorikerin Annette Ziegert entwickelte zusammen mit Kathrin Sehl das Konzept
einer dreitägigen Ausstellung, das auf den Arbeitsprinzipien der Künstlerin beruht.
Es entstand eine Kettenreaktion: Die Beschreibung von Kathrin Sehls Arbeiten, Ergebnis
subjektiver Auswahl und Ergänzung, wurde zum Ausgangspunkt der Auseinandersetzung
anderer.
Joanne Moar (Künstlerin), Dr. Stephan Hoppe (Architekturhistoriker) und Markus Meyer
(Philosoph) wiederum verknüpfen die von ihnen ausgewählten Informationen mit ihrer
eigenen Arbeit.
Für den zweiten Ausstellungsabend werden die Beiträge „Aoraki“ (Joanne Moar),
„Ausfaltungen. Von Widerständen gegen die Begrenztheit der Blicke“
(Dr. Stephan Hoppe), „Gefaltet/Unkenntlich“ (Markus Meyer) entwickelt.
Am letzten Ausstellungsabend beenden Rosa Pardo und David Albert
mit „Cambios“ das Programm.
Zur Ausstellung erscheint eine Edition.

Text von Annette Ziegert und Susanne Blankenstein